Zwischen Werbeversprechen und Wahrheit liegt ein verdammt schmaler Grat
Da will man einfach nur schreiben, dass das eigene Produkt gut ist. Vielleicht sogar besser. Vielleicht sogar grün. Und zack, steckt man knietief im Sprachdschungel aus Vorschriften, EU-Richtlinien, Paragraphen und schlechtem Gewissen. Willkommen in der Welt der sogenannten Green Claims. Oder einfacher gesagt: der grünen Werbebehauptungen.
Früher durfte man noch sagen „gut für die Umwelt“ – heute fragt jemand „Beweise bitte“
Ob auf einer Bioseife aus Bayern, einer Website aus Bremen oder der Verpackung vom Start-up aus Stuttgart. Überall steht heute, dass etwas nachhaltig, klimafreundlich, ökologisch oder CO₂ neutral ist. Klingt gut. Kommt gut. Aber jetzt will plötzlich jemand wissen: Stimmt das auch?
Denn die EU schaut genauer hin. Zurecht. Viele der schönen Aussagen waren eben doch mehr Wunsch als Wirklichkeit. Und jetzt heißt es: Nur wer’s belegen kann, darf’s auch behaupten.
Was ist ein Green Claim überhaupt?
Ein Green Claim ist jede Aussage, die irgendwie mit Umwelt, Klima oder Nachhaltigkeit zu tun hat. Und da reicht schon ein kleines „umweltbewusst produziert“ auf deiner Website in Köln oder ein „klimaneutraler Versand“ bei deinem Online-Shop in Freiburg. Die Frage ist nicht nur, ob du das sagen darfst. Sondern ob du es beweisen kannst.
Und jetzt? Müssen wir alle den Mund halten?
Nein. Aber wir müssen besser schreiben. Ehrlicher. Konkreter. Wenn du wirklich weniger Verpackung verwendest, dann sag genau wie viel. Wenn du Ökostrom nutzt, dann sag von welchem Anbieter. Wenn du noch auf dem Weg bist, dann erzähl davon. Menschen haben kein Problem mit Unperfektheit. Aber sehr wohl mit Geschwafel.
Texterin denkt: Green Claims sind kein Problem – solange sie nicht lügen
Als Texterin für Websites und Blogs weiß ich, wie verlockend diese Wörter sind. Sie klingen so gut. So sauber. So verantwortungsvoll. Aber wenn du auf deiner Website schreibst „wir sind klimaneutral“ und der Strom kommt aus der Braunkohle, dann wird es schwierig. Dann besser: „Wir arbeiten daran, unseren CO₂ Ausstoß zu reduzieren. Noch nicht perfekt, aber unterwegs.“
Klartext gewinnt. Auch online.
Denn ob in Leipzig oder Landshut: Menschen spüren, ob du ihnen was vorspielst. Niemand erwartet, dass dein Unternehmen über Nacht emissionsfrei wird. Aber sie erwarten Ehrlichkeit. Wer das hinbekommt, hat einen echten Vorteil. Nicht nur rechtlich. Sondern auch emotional.
Green Claim ohne Beleg? Lieber sein lassen
Ein Satz wie „unser Produkt schont die Umwelt“ braucht heute Daten. Fakten. Studien. Klingt langweilig, ist aber nötig. Wenn du das nicht liefern kannst, dann formulier lieber anders. Zum Beispiel so: „Wir bemühen uns, unsere Produktion umweltfreundlicher zu gestalten. Dazu gehören kürzere Transportwege und recycelbare Materialien.“ Ehrlich, konkret, glaubwürdig.
Was dürfen wir also noch sagen?
Die Antwort lautet: Alles, was stimmt. Alles, was du belegen kannst. Und alles, was du auch einem neugierigen Kunden oder einer kritischen Verbraucherschützerin ins Gesicht sagen würdest. Die gute Nachricht: Wenn du das tust, musst du nichts beschönigen. Dann klingt dein Text nicht nur rechtlich sauber, sondern auch menschlich überzeugend.
Fazit: Green Claims sind kein Werbeverbot, sondern eine Einladung zum Klartext
Niemand will dir das Schreiben verbieten. Im Gegenteil. Aber das grüne Schönreden hat ausgedient. Jetzt geht es darum, echte Geschichten zu erzählen. Über Fortschritte. Über Umwege. Über das, was du wirklich tust. Und genau das macht deine Website am Ende so stark.